Aufgrund der einzigartigen Eigenschaften des Gelenkknorpels erfordert die Therapie von Knorpelschäden besondere Aufmerksamkeit.
Nachfolgend werden die Empfehlungen zur chirurgischen Behandlung von fokalen, lokalisierten, traumatischen und chronisch-symptomatischen Knorpeldefekten bei Erwachsenen (Patient: innen mit geschlossenen Epiphysenfugen) und Kindern (Patient: innen mit offenen Wachstumsfugen), zusammenfassend dargestellt.
In einem abschließenden Statement wird auch auf die besonderen regulatorischen Hürden bei der Behandlung von Kindern mit europäisch zugelassenen mACT-Produkten eingegangen. Diese Empfehlungen gelten nicht für die Behandlung der generalisierten Arthrose.
Bisher lag in Österreich keine landesspezifische Empfehlung für die Therapie von
lokalisierten Knorpelschäden vor. Österreich liegt, bezüglich der Rate an
Implantationen von Knie-Totalendoprothesen pro Einwohner: innen, im Spitzenfeld
Europas, wodurch gelenkserhaltende Therapien weniger im Fokus stehen.
Dadurch, dass der Gelenkersatz bei immer jüngeren Patient: innen angewendet wurde, kam es in den vergangenen Jahren zu einem Anstieg von endoprothetischen
Revisionseingriffen mit den entsprechenden, teilweise drastischen Konsequenzen für
die betroffenen Patient: innen.
Aus Sicht der Autor: innen wird und wurde dem Gelenkerhalt von Seiten der Gesundheitspolitik, trotz vorliegender, ausgesprochen positiver wissenschaftlicher Daten, zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet, was sich auch in der aktuellen zu geringen Vergütung dieser teilweise komplexen Verfahren über die in Österreich verwendeten Kostenerstattungssystematiken der gesetzlichen und Privatkassen (LKF-System, VVO-System, BVAEB, SVS, etc.) zeigt.
Um Patient:innenbestmögliche und nach derzeitigem Wissensstand aktuelle Behandlungsmöglichkeiten, standardmäßig und adäquat über das LKF- und andere Behandlungskostenerstattungssysteme vergütet, anbieten zu können, ist aus Sicht der Autor: innen die Erstellung einer Therapieempfehlung notwendig.
Die Empfehlungen des „Expertenkreis Gelenkserhalt und Knorpelregeneration
Österreich“ sollen zudem als Entscheidungshilfe für behandelnde Kolleg: innen bei der Einschätzung und Auswahl operativer Verfahren in der Therapie von Knorpelschäden dienen.
